Hannah Arendt und Theodor W. Adorno: Eine Feindschaftsbeziehung? (Eva von Redecker)
Hannah Arendt und Theodor W. Adorno: Eine Feindschaftsbeziehung?
Seminarleitung: Eva von Redecker
Als eine „abscheuliche Gesellschaft“ bezeichnete Arendt einmal die Frankfurter Schule: der Marxist Adorno käme ihr nicht ins Haus. Adorno selbst nannte sie deshalb ein „altes Waschweib“. Die persönliche Feindschaft zwischen Arendt und Adorno ist an unzähligen Stellen belegt. Philosophisch werden die beiden AutorInnen jedoch tatsächlich kaum gegeneinander rezipiert. Nicht nur ihre Lebensgeschichten weisen weitreichende Überschneidungen auf — als Juden wurden sie durch das NS Regime verfolgt, beide flohen ins Exil in die USA und zählten zu den bedeutendsten Intellektuellen der Nachkriegszeit. Darüber hinaus scheinen ihre Problemstellungen genauso wie die Art und Weise ihrer Problematisierung nahezu identisch zu sein: lediglich aus einer radikalen Fundamentalkritik moderner Verhältnisse ließen sich totalitäre Herrschaft, Antisemitismus und faschistische Propaganda analysieren. Auschwitz sei weder als ‚Betriebsunfall’ der Aufklärung zu verstehen noch als ‚Rückfall’ in vor-moderne Zeiten: die gesellschaftlichen Grundlagen des organisierten Massenmordes bestünden auch in liberaldemokratischen Regimen fort. Auch deshalb verbindet beide ein unnachgiebiges Plädoyer zu zivilem Ungehorsam und Widerstand—doch warum ignorierten sich die beiden AutorInnen in ihren Schriften völlig? Gibt es dafür tatsächlich auch genuin theoretische Gründe, die Adornos und Arendts gegenseitige Abscheu erklären könnte?
Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt. Nähere Informationen erfolgen nach Anmeldung.
Das Seminar gehört zum Programm der lfb school.