GASTVERANSTALTUNG: Thomas Flierl (Hg.) „Max Lingner. Das Spätwerk 1949–1959“
Als Max Lingner im März 1949 aus Frankreich nach über zwanzig Jahren nach Deutschland zurückkehrte, war er sechzig Jahre alt und längst ein renommierter Maler und Zeichner. Seine französischen Erfahrungen bei der künstlerischen Gestaltung engagierter Zeitungen und Zeitschriften, die Dekorationen großer Volksfeste der Pariser Arbeiterschaft und schließlich seine Malerei stießen in der SBZ/DDR zunächst auf große Resonanz. Doch die von der sowjetischen Besatzungsmacht und SED-Dogmatikern entfachte "Formalismus-Kampagne" sowie der Argwohn gegenüber "Westemigranten" gingen auch an Lingner nicht spurlos vorüber. Er machte politische und künstlerische Konzessionen, die seiner Position als Künstler abträglich waren. Mit dem Wandbild am Haus der Ministerien schuf er in einer gewaltigen Anstrengung (1950-52) das Gründungsbild der DDR. Während er als Buchillustrator an seine früheren Arbeiten anzuknüpfen vermochte, fand er nach dem Monumentalbild nur schwer zur Malerei zurück. Von den vier geplanten Bildern zur "Revolutionären Geschichte des deutschen Volkes" entstanden nur zwei (Bauernkrieg, 1848). Seine offiziellen Positionen wahrend, hielt er sich unter Hinweis auf seine Krankheit aus Debatten zunehmend heraus, trat eher gemäßigt auf. Unter Künstlerkollegen, die sein Drama erkannten, durchaus geachtet, blieb für die spätere Neuaneignung der Moderne in der Kunst der DDR vor allem Lingners Werk der französischen Jahre ein Bezugspunkt. Der vorgestellte Band enthält eine Chronik, Aufsätze, Erinnerungen und Dokumente mit Beiträgen von Günter Feist, Thomas Flierl, Erhard Frommhold, Eckhart Gillen, Martin Groh, Fritz Jacobi, Harald Metzkes, Ulrike Möhlenbeck, Jens Semrau, Angelika Weißbach und einem umfangreichen Dokumentenanhang. (Lukas Verlag Berlin, 30 Euro)