Kultur ist kein Luxus – offener Brief der Berliner Verlage
Gegen die geplanten Kürzungen im Berliner Kulturetat
Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Wegner,
sehr geehrter Herr Senator Chialo,
sehr geehrte Mitglieder des Berliner Senats,
sehr geehrte Bürger:innen dieser Stadt,
mit großer Bestürzung haben wir, die unterzeichnenden Verlage der Literaturstadt Berlin, von den geplanten Kürzungen im Kulturetat in Höhe von 130 Millionen Euro erfahren. Die Forderung nach einem »Mentalitätswechsel« in den Kulturinstitutionen und die implizite Darstellung von Kultur als entbehrlicher Luxus für eine wohlhabende Elite verkennt die fundamentale Bedeutung von Kunst und Kultur. Sie ist vielmehr existenziell für eine funktionierende und inklusive Gesellschaft.
Die geplanten Einsparungen treffen nicht nur die Institutionen, an denen Literatur auf Öffentlichkeit trifft und an denen Autor:innen und Publikum sich begegnen. Sondern sie wirken sich unmittelbar auf die gesamte Literaturszene aus, auch direkt auf uns Verlage, ob klein oder groß. Ohne ausreichende Finanzierung werden Lesungen, Literaturfestivals und andere Veranstaltungsformate reduziert oder gestrichen, was die Sichtbarkeit von Büchern massiv einschränken würde. Betroffen davon sind nicht nur die Autor:innen, sondern die ganze Stadt: Ein kulturell verarmtes Berlin ist ein unattraktives Berlin. Literatur und Bücher sind nicht nur gesellschaftlich wichtig, sondern Kultur ist in unserer Stadt auch ein wesentlicher Standortfaktor, das haben die vergangenen Jahrzehnte belegt. Menschen und Ökonomien siedeln sich aufgrund der lebendigen Kultur in Berlin an – und sie werden in andere europäische Metropolen weiterziehen, wenn die Stadt kulturell verdorrt.
Die Förderung von Literatur spielt bereits jetzt eine viel zu geringfügige Rolle. Dadurch hat Literatur einen schweren Stand, obwohl sie essenziell ist: Sie bildet die Grundlage für den gesellschaftlichen Diskurs, stärkt die Lesekompetenz und trägt zur Bildung und Meinungsvielfalt bei. Eine weitere Reduzierung der ohnehin knappen Mittel würde eine Sparte treffen, die bereits an der Grenze ihrer Belastbarkeit agiert. Dies wäre nicht nur kulturpolitisch kurzsichtig, sondern auch ein schwerer Verlust für die geistige Vielfalt der Stadt.
Wir fordern daher eindringlich dazu auf, die geplanten Kürzungen im Kulturbereich zu überdenken und die Kultur als unverzichtbaren Bestandteil einer lebendigen und gerechten Gesellschaft anzuerkennen. Investitionen in Kultur sind Investitionen in die Zukunft unserer Stadt und ihrer Bewohner:innen.
Alexander Wewerka, Alexander Verlag
Myriam Halberstam, Ariella Verlag
Britta Jürgs, AvivA Verlag
Dirk Palm, BeBra Verlag
Heinrich von Berenberg, Berenberg Verlag
Felicitas von Lovenberg, Berlin Verlag
Tanja Langer, Bübül Verlag
Mario Pschera, Dagyeli Verlag
Bernd und Angelika Fischer, Edition A. B. Fischer
Andreas Rostek, edition.fotoTAPETA
Regelindis Westphal, edition frölich
Ingo Držečnik, Elfenbein Verlag
Petya Lund, eta Verlag
Bodo von Hodenberg, Favoritenpresse
Wolfgang Hörner, Galiani Berlin
Sebastian Guggolz, Guggolz Verlag
Stefanie Hirsbrunner, Karla Kutzner und Venice Trommer, InterKontinental
Nicola Stuart und Edmund Jacoby, Jacoby & Stuart
Gunnar Cynybulk, Kanon Verlag
Anna Kindermann, Kindermann Verlag
Jörg Becken, KLAK Verlag
Daniela Seel, kookbooks
Katharina Holzmann & David Rabolt, Korbinian Verlag
Peter Graf, Verlag Das Kulturelle Gedächtnis
Frank Böttcher, Lukas Verlag
Richard Stoiber, MÄRZ Verlag
Andreas Rötzer, Matthes & Seitz Berlin
Nikola Richter, mikrotext
Matthias Naumann, Neofelis Verlag
Martina Tittel, Nicolai Verlag
Stephan Trudewind, Edition Orient
Annette Michael, Orlanda
Catharine J. Nicely, PalmArtPress
Frank Nowatzki, PULP MASTER
Jim Baker, Querverlag
Marianna Hillmer und Johannes Klaus, Reisedepeschen
Dirk Rehm, REPRODUKT
Volker Surmann, Satyr Verlag
Andreas Illmann, Schaltzeit Verlag
Christian Ruzicska, Secession Verlag Berlin
Harald Krewer und Vera Teichmann, speak low
Jonathan Landgrebe, Suhrkamp Verlag
Klaus Bittermann, Edition Tiamat
Gudrun Fröba und Rainer Nitsche, Transit Verlag
Karsten Kredel, Ullstein Buchverlage
André Förster, Verlag für Berlin-Brandenburg
Kristine Listau und Jörg Sundermeier, Verbrecher Verlag
Leif Greinus, Anna Jung und Ilka Winkler, Voland & Quist
Susanne Schüssler, Wagenbach Verlag
Sascha Ehlert, Das Wetter
Britta Schmidt von Groeling, World for Kids
Hier öffentlich mitunterzeichnen!
Hier gibt es den Offenen Brief als PDF: